Vom Jugendhaus zur Café Bar Mokka
Das Bedürfnis der Jugend nach autonomen Räumen machte sich in Thun im Zuge der 1968er-Bewegung bemerkbar. Eine Versammlung von Thuner Jugendgruppen zeigte Anfang 1969 auf, dass es den Jungen in Thun an Treffpunkten, Tanzgelegenheiten und Hobbyräumen mangelte. An derselben Veranstaltung bildete sich das Arbeitsteam Pro Jugendhaus; beteiligt waren die Jugendorganisationen der reformierten und der katholischen Kirche, der Freikirchen und der politischen Parteien. Das Team organisierte sogleich ein Jugendhausfest und gründete 1970 einen Verein, der mit den politischen Behörden verhandelte. Noch im selben Jahr entstand mit Unterstützung der Stadt an der Allmendstrasse 14 ein Jugendhaus; es sollte gleichzeitig ein Ort der Selbstverwirklichung und der Selbstbestimmung sowie ein Informationszentrum sein.58
Pädu Anliker in seiner Wohnung in Hünibach auf einer Fotografie von Christian Helmle, 1989. 30 Jahre lang prägte Anliker die Café Bar Mokka. Musikalisch spürte er immer wieder neue Trends auf, und die Musikerinnen und Musiker traten gerne in diesem schrägen, verrückten Club auf.
Der deutsche Schriftsteller und Musiker Sven Regener sagte 1993: «Es gibt zwei, drei Clubs in Europa, wo man einfach hin muss, egal wie grosse Hallen man füllen könnte – und das Mokka gehört dazu.»
Der Gemeinderat stellte das Geld für den Umbau des baufälligen Gebäudes nur ungern zur Verfügung, zudem fehlte vorerst eine Tanzbewilligung. Trotz dieser widrigen Umstände richtete das Jugendhaus in den nächsten Jahren eine Kellerdisco und ein Jugendcafé ein, organisierte Konzerte und entwickelte sich bald zu einem beliebten, wenn auch umstrittenen Jugendtreff. Dort werde Haschisch konsumiert, munkelte man rund um den Thuner- see, und das Jugendhaus sei vor allem ein Treffpunkt für gesellschaftliche Randgruppen. Als in Bern und Zürich die 1980er-Unruhen ausbrachen, wurden im «Thuner Tagblatt» Befürchtungen laut, ähnliche Jugendrevolten könnten auch im Thuner Jugendhaus ihren Anfang nehmen. Die Stadtbehörden setzten einen sogenannten Beauftragten für das Jugendhaus ein; 1981 erwogen sie gar die Schliessung, weil es im Jugendhaus nachweislich zu Drogenkonsum und zu sexuellen Handlungen mit Minderjährigen gekommen war. Daraufhin fanden auch in Thun Demonstrationen statt: Um gegen das drohende Aus zu protestieren, veranstalteten rund 50 Jugendliche am 15. März 1981 im Bälliz ein Sitin, am 5. April zogen 20 Jugendhausbenützer durch die Innenstadt. Aus den Konflikten resultierte schliesslich ein Jahr später eine neue Vereinbarung zwischen dem Jugendhaus und der Stadt.59