Das Thuner Stadtorchester – ein herausragendes Amateurorchester
Die Anfänge des Thuner Stadtorchesters – eines Amateur-Sinfonieorchesters – gehen zurück ins Jahr 1896, als das Orchester unter dem Namen Orchesterverein Thun erstmals öffentlich auftrat. In den ersten rund 40 Jahren war dessen prägende Figur der Dirigent, Organist und Komponist August Oetiker (1874–1963).43 Neben dem Stadtorchester leitete er eine Vielzahl von Chören, unter anderem den Lehrergesangverein Thun sowie den Männerchor und Gemischten Chor Frohsinn Thun. 1947–1970 amtierte Alfred Ellenberger (1908– 1970) als Chefdirigent des Orchesters. Er war Musiklehrer am Gymnasium sowie am Lehrerinnenseminar und hatte schon 1942 die Abonnementskonzerte initiiert. Ihm gelang es, einige weltberühmte Solistinnen und Solisten nach Thun zu bringen. So gastierten etwa die Pianisten Robert Casadesus und Edwin Fischer, die Pianistin Clara Haskil und der Geiger Yehudi Menuhin in der Stadt.
Die Geigerin und Komponistin Vivien Chartres (1893–1941) war ein Violintalent und unternahm schon in ihrer Kindheit mehrere erfolgreiche Tourneen durch Europa.
Als Erinnerung an ihren Auftritt in Thun im Februar 1912 schenkte sie dem Thuner Musiker August Oetiker diese Porträtpostkarte.
Auf Ellenberger folgte François Pantillon (geb. 1928), der das Orchester über zwei Jahrzehnte lang leitete. Nach seinem Rücktritt komponierte er im Auftrag des Stadtorchesters ein Violinkonzert, das 2006 unter seiner Leitung und mit dem Thuner Geiger Alexandre Dubach (geb. 1955) als Solisten uraufgeführt wurde. Seit 1999 ist Laurent Gendre Chefdirigent. In der Regel werden jährlich vier Sinfoniekonzerte und ein Kammerkonzert aufgeführt. Früher trat das Stadtorchester in der Stadtkirche, heute vor allem im Schadausaal des Kultur- und Kongresszentrums Thun (KKThun) auf. Hin und wieder konzertierte das Stadtorchester zusammen mit dem Männer- und Frauenchor oder dem Cäcilienverein, die von Heiner Vollenwyder (1914–1971) und nach dessen Tod von Theodor Künzi (1928–2015), Musiklehrer am Seminar Thun, dirigiert wurden. Die 1971 gegründete Musikschule Region Thun, die ihren Hauptsitz seit 1976 im Schloss Bellerive im Gwatt hat, übernimmt die musikalische Ausbildung der Thuner Jugend, bietet aber auch Musiklektionen für Erwachsene an.44