Kriegs- und Krisenjahre 1914–1945
Thuns Wirtschaft war in der Zeit der beiden Weltkriege und in der Zwischenkriegszeit stark von den Ereignissen im Ausland geprägt. Während des Ersten Weltkriegs profitierten die Rüstungsbetriebe und ihre Zulieferer von der Nachfrage nach Kriegsgerät. In den Thuner Zeitungen war die Arbeitslosigkeit damals kein Thema, da sogar neue Stellen geschaffen wurden. Einzig im Baugewerbe herrschte Stillstand. Allerdings litt ein grosser Teil der Bevölkerung unter der Teuerung und dem Kaufkraftverlust. Das Kriegsende war schliesslich ein grosser Schock für den lokalen Arbeitsmarkt. Mit dem Stellenabbau in den Militärbetrieben ab 1919 wurden mehrere 100 Personen arbeitslos. Davon waren vor allem die Metallbranche und die weiterhin darbende Baubranche betroffen. Die Behörden versuchten, die Lage mit Notstandsarbeiten etwas zu entschärfen. Im Januar 1922 erreichte die Krise in Thun mit 328 Arbeitslosen ihren Höhepunkt, ab 1924 normalisierte sich die Situation und die Konjunktur nahm einen neuen Aufschwung. Doch schon 1931 wurde die Stadt von der Weltwirtschaftskrise erfasst, die Lage auf dem Arbeitsmarkt verschlechterte sich von Jahr zu Jahr. Wiederum waren die Metallindustrie und vor allem der Bausektor betroffen. Im Vergleich zu anderen Städten der Schweiz hielt sich der Einbruch jedoch in Grenzen. Industriestädte wie Biel, Grenchen, Baden oder Le Locle, deren grosse Arbeitgeber stärker exportorientiert waren, traf es noch härter. 1936 war der Wendepunkt, als der Bundesrat mit der Abwertung des Schweizer Frankens der Exportwirtschaft bessere Rahmenbedingungen setzte. Zudem machte sich die Aufrüstung in Europa bemerkbar. Ab 1937 stellten die Rüstungsbetriebe in Thun zusätzliches Personal ein. Deshalb gab es bis zum Ende des Weltkriegs 1945 in Thun keine Arbeitslosen; in der Metallindustrie, im Bau und in der Landwirtschaft herrschte vielmehr Personalmangel.28
